3R+D
Zum übergeordneten Thema der weiblichen Diplomatie und feministischen Außenpolitik kamen dieses Jahr wieder zahlreiche Frauen zur 16. Frauenherbstmahlzeit zusammen, um über die gleichberechtige Teilhabe von Frauen und ihrer Rolle in außenpolitischen Entscheidungsprozessen zu diskutieren. Das Auswärtige Amt bringt feministische Außenpolitik auf eine Formel: 3R+D. Das bedeutet: Förderung der Rechte von Frauen, von Repräsentanz und Ressourcen plus Unterstützung von Diversität. Die Bundesrepublik bekennt sich offiziell zur feministischen Außenpolitik. Umfragen zeigen aber: 60 Prozent der deutschen Bevölkerung kann den Begriff nicht einordnen.
Gleichstellungssenatorin Katharina Fegebank
»Frauenrechte sind Gradmesser für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Dass Menschen gleichberechtigt in Frieden und Sicherheit zusammenleben können, sollte Grundlage jeder Form von Politik sein. Denn Geschlechtergerechtigkeit ist eine Aufgabe, die sich durch alle politischen Felder zieht. Vor allem die feministische Außenpolitik wird aktuell, bedingt durch die Proteste im Iran und den Krieg in der Ukraine, viel diskutiert. Krisen verschärfen Ungleichheiten und betreffen damit vor allem auch Frauen. Deshalb ist es wichtig, dass sie mit an den Verhandlungstischen sitzen und sich an Friedensprozessen beteiligen. Hier in Hamburg ist die Frauenherbstmahlzeit als Veranstaltung eine wichtige Plattform, bei der sich Frauen vernetzen und austauschen können.«
Alma Hannig, Vorstand im Haus der Frauengeschichte in Bonn
»Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine und der Proteste im Iran, nehmen die Debatten über eine feministische Außenpolitik deutlich zu. Es ist von zentraler Bedeutung, dass wir die Diskussion über eine feministische Außenpolitik möglichst ideologiefrei führen, was voraussetzt, dass die Bürger wissen, was eine feministische Außenpolitik bedeutet. Neben dem notwendigen Realitätscheck muss auch die Frage diskutiert werden, ob Demokratie mehr Feminismus braucht, und ob Frauen tatsächlich von Entscheidungsprozessen ausgeschlossen wurden und werden. Um die Bedeutung von feministischer Außenpolitik richtig einschätzen zu können, ist es notwendig, die Geschichte der Diplomatie zu kennen.«
Petra Ackmann, 1. Vorsitzende Landesfrauenrat Hamburg
»Von einer feministischen Außenpolitik profitiert die ganze Gesellschaft: Sie setzt sich für den Abbau von patriarchalen Strukturen und Gewaltverhältnissen ein. Sie erkennt Geschlechtergerechtigkeit als eine zentrale Voraussetzung für Frieden an. Für eine feministische Außenpolitik ist die Überwindung struktureller Gewalt, die aufgrund von Geschlecht, Herkunft, Rassifizierung, sexueller Orientierung, Behinderungen und anderen mehrfach ineinandergreifenden Diskriminierungskategorien ausgeübt wird, Voraussetzung für Frieden und Sicherheit. Es gibt keinen Grund, feministische Außenpolitik als Abgrenzung zu begreifen, vielmehr geht es um die Inklusion der Frauen in alle Prozesse, die friedensrelevant sind.«